
(DailyFX.de) Die Politik des leichten Geldes ist kein Allheilmittel und wird nicht unbefristet zur Verfügung stehen. Der morgige Zinsentscheid der US-Notenbank ist hier in der Lage, dies den Anlegern wieder vor Augen zu führen. Denn das Szenario, dass die US-Notenbanker vorerst an den Staatsanleihe-Ankäufen festhalten, werte ich als eher unwahrscheinlich.
Keine Spur von Nervosität zeigte sich jedoch einen Tag vor dem Zinsentscheid der Fed unter deutschen Anlegern. Der DAX eroberte die 9.000er Marke im frühen Handel zurück. Die Aufträge der Gebrauchsgüter in den USA verbuchten den zweiten Rückgang in Folge und sorgten für leichten Gegenwind. Die Aufmerksamkeit wird sich nun auf die Geldpolitik der USA richten. Ich erwarte eine vorrangig zurückhaltende Haltung in den Märkten bis zum Zinsentscheid.
Der Widerhall der Worte von James Bullard, Präsident der Fed of St. Louis, der weitere Staatsanleihekäufe der US-Notenbank vor kurzem noch forderte und damit für weichende Nervosität und Auftrieb in den Aktienmärkten sorgte, könnte meiner Einschätzung nach morgen abrupt und vollständig verstummen. Statt einer „Risk On“ Stimmung rechne ich, dass infolge einer standfest restriktiven Haltung der FOMC und einem Versiegen des Geldstroms die Kapitalverschiebungen in risikoärmere Assets fortgesetzt werden. Für die Aktienmärkte stellt dieser Schritt eine potenzielle Belastung dar. Gerade dann wenn der restriktive Pfad auf dem die Fed schreitet von der Aussicht auf ein frühes Einleiten eines Zinsanhebungszyklus morgen untermauert wird.
James Bullard könnte in der Tat wenige Unterstützer hinter sich wissen. Auf der letzten Zinssitzung ließen sich dem Sitzungsprotokoll zwei entscheidende Variablen entnehmen, die als Dämpfer auf die hohen Zinsspekulationen einwirkten und die Fed weiter zögern ließen:
- Die Arbeitslosenquote hat sich im August wenig verändert
- Die Inflation würde weiterhin unter der langfristigen Zielinflation notieren
Während die Inflation im September auf 1,7% nahe der Zielwerts von 2% Prozent verharrte, sendete der US-Arbeitsmarkt jedoch deutliche Erholungszeichen. Überraschend fiel die Arbeitslosenquote von 6,1% auf 5,9%. Auch das Stellenwachstum lässt sich für das Jahr bisher als vielversprechend positiv ansehen. Lediglich in zwei Monaten notierte der monatliche Stellenzuwachs (non-farm) unter der Schwelle von 200.000. Zuwächse im Lager der „Zinsfalken“ unter den FOMC-Entscheidungsträger könnten durch den Arbeitsmarkt aus meiner Sicht erfolgt sein.
Zwar könnten die anhaltenden geopolitischen Risiken und auch die Konjunkturaussichten der Weltwirtschaft aber auch explizit der Eurozone noch gegen restriktive Schritte sprechen, doch mit Blick auf die US-Wirtschaft spricht Vieles für eine frühzeitig eingeleitete Zinswende in den USA.
Sollte morgen der endgültige Stopp in den Quantitative Easing Maßnahmen (QE3) verkündet werden und Zinserhöhungsfantasien hoch schnellen, wäre im DAX ein Rückschritt ans Wochentief und unterhalb eine weitere Dynamik Richtung
des Jahrestiefs um 8.350 Punkte denkbar. Eine überraschende Beibehaltung der QE3 Maßnahmen könnte kurzfristig als deutlicher Preistreiber fungieren, die Aussicht auf eine weitere Geldschwemme und für den Aktienmarkt weiterhin wohlwollende Geldpolitik dann den Kurs Richtung 9.370, oberhalb 9.600 drücken.
DailyFX wird den FOMC Zinsentscheid morgen live abdecken: ab 18:45 Uhr hier im DailyFX Live Stream.
Analyse geschrieben von Niall Delventhal, Marktanalyst von DailyFX.de
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