(DailyFX.de) Mit allen Mitteln ist die Schweizerische Nationalbank bereit, den Mindestwechselkurs im EUR/CHF von 1,2 zu verteidigen. Dieser wichtige Hinweis kann am Donnerstagmorgen nach der geldpolitischen Lagebeurteilung der SNB wieder erwartet werden.
Doch der Druck auf die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihre Maßnahmen verstärken zu müssen, nahm aus meiner Sicht wieder erheblich zu. Er wird aber nicht ausgereicht haben, um mehr als eine „Status Quo“-Verkündung am Donnerstag zu erwarten. Doch die SNB könnte es im kommenden Jahr schon bald wieder als notwendig erachten, ihre Bemühungen, das Sicherheitsnetz straff gespannt zu behalten, zu intensivieren. Die SBN könnte als Dirigent von unnatürlichen Wechselkursraten gefordert sein, einen weiteren Schritt zu gehen, um den Euro-Franken-Kurs oberhalb der 1,2 zu stabilisieren.
Kettenreaktion denkbar: Geldpolitische Lockerung der EZB könnten die eidgenössische Zentralbank zum Handeln zwingen
Die deutliche Konjunkturabkühlung in der Eurozone ließ die EZB eine noch weitere Lockerung der Geldpolitik zu Beginn des nächsten Jahres in Aussicht stellen. Ein breit angelegtes Aufkaufprogramm von Staatsanleihen würde den Euro weiter unter Druck bringen. Der Abstand zum EUR/CHF-Mindestkurs der 1,2 beträgt ohnehin aktuell nur noch 0,16%. Ein unverzügliches Handeln kann zumindest erwartet werden, sollte die SNB ernstzunehmenden Druck auf die wichtige 1,2 Schwelle befürchten – doch bereits im Vorfeld könnten strategische Schritte erfolgen. Ob jedoch ausschließlich das Antizipieren expansiver Schritte der EZB hierfür ausreicht, kann bezweifelt werden, doch wird sich erst am Donnerstag beantworten lassen. Der Mindestkurs des EUR/CHF ist ein wichtiger Teil der Geldpolitik geworden, denn ein starker Franken droht sich auf die Konjunktur des Landes auszuwirken. Ein Wertanstieg des Franken wird als Last für Exportwirtschaft des Landes angesehen. Spätestens nach Quantitative Easing Verkündungen der EZB wird es Zeit zu handeln.
Ass für den Ernstfall im Ärmel: negative Zinsen
Die Strategen der SNB hatten bisher Erfolg. Neben dem Erhöhen der Devisenanlagen – z.B. durch ausgiebige Euroankäufe – hat die SNB auch jedoch noch ein weiteres Ass für den Notfall im Ärmel: negative Zinsen. Mit aller Konsequenz sei man bereit die 1,2 als Mindestschwelle durchzusetzen, d.h., auch vor negativen Zinsen wird die SBN nicht zurückschrecken. Die Einführung eines Strafzinses wäre ein Signal für die Märkte, die Verteidigung des Kurslevels ist weiterhin ein ernstzunehmendes Ziel der eidgenössischen Zentralbank. Ein kurzzeitiger deutlicher Abprall von der 1,2 wäre in Folge denkbar. Eine deutliche Reaktion ließe das Interesse dann Richtung des Oktoberhochs um 1,214 wandern.
Schlechtwetterwährung gefragt - Korrektur an den globalen Aktienmärkten stoßen sichere Hafenzuflüsse an
Die Sorgen vor einem ausufernden Schwächeanfall der südlichen Peripheriestaaten in der Eurozone keimten mit dem Einbruch am griechischen Aktienmarkt gestern wieder auf. Eine Verkaufswelle drückte den griechischen Leitindex um 13% tief ins Minus und sorgte für den tiefsten Einbruch seit 1987. Auch der deutsche Leitindex wich vom Rekordhoch mittlerweile wieder deutlich zurück. Eine anhaltende Risikoaversion und anziehender Finanzstress könnte Anleger im Devisenmarkt auf der Suche nach Sicherheit verstärkt in den Franken führen.
Die sinkende Risikobereitschaft, die der letzte Sprung im VDAX - dem „Angstbarometer“ für den DAX - aufzeigt, bildet zurzeit einen weiteren Druckfaktor im EUR/CHF. Hält der Korrekturmodus der Aktienmärkte in der kommenden Tagen an, wird sich dieser Druck ausbauen können.
EUR/CHF Wochenchart

Analyse geschrieben von Niall Delventhal, Marktanalyst von DailyFX.de
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