(DailyFX.de) - Neues Allzeithoch im DAX, der DAX konnte nahezu leichtfüssig ein neues Allzeithoch bei 9.876 Punkten markieren, die 10.000er Marke rückt in greifbare Nähe. Die Chancen allerdings, dass es sich bei einer solchen Bewegung um eine nachhaltige handeln wird, darf angezweifelt werden.
Hierauf deuten in meinen Augen viele Kleinigkeiten hin: so wird bspw. als Haupttreiber für die heutige Bewegung die Europa-Wahl und die Wahl in der Ukraine genannt. Warum sollte der Zugewinn rechtspopulistischer und Euro-kritischer Parteien in Europa positiv für den DAX sein? Warum sollte die Wahl des Milliardärs Viktor Poroschenko bei der Präsidentenwahl in der Ukraine die dortige Lage nachhaltig beruhigen? Die Bewegung im DAX mit diesen Argumenten zu erklären zeigt in meinen Augen vor allem eines: dass solide Argumente auszugehen scheinen, so richtig verstehen tut die Bewegung im deutschen Leitindex kaum noch jemand.
Eher scheint die Jagd auf neue Höchststände von Torschluss-Panik unter den Investoren geprägt zu sein, welche die Party bis zum jetzigen Zeitpunkt verpasst und auch noch mitfeiern wollen. Das Marktumfeld am heutigen Tag ist dafür außerordentlich günstig, die Umsätze durch den US-Feiertag Memorial Day hält sich in Grenzen.
Wer hier allerdings Stärke sieht, der könnte schnell eines besseren belehrt werden.
Außer Frage steht nämlich, dass sich mehr und mehr Groß-Spekulanten vom Börsenparkett zurückziehen. Im Vergleich zur Vorwoche reduzierten die Groß-Spekulanten ihre Long-Positionen um 8,9 Milliarden US-Dollar, setzen nun sogar im großen DAX-Bruder S&P500 verstärkt auf fallende Notierungen.

Klar sollte sein: um Aktienpositionen im großen Stil verkaufen zu können, bedarf es seitens dieser Groß-Spekulanten schwacher Hände (=Käufer), die nun panisch auf den Zug aufspringen.
Ergänzt wird das mit einer ersten, signifikanten Reduktion des Fremdkapitaleinsatzes (=Hebel oder Leverage) an der New York Stock Exchange, welcher ebenfalls zeigt, dass die Musik auf der Party, welche die US-Aktienindizes und somit auch den deutschen den DAX in den Klub der fünfstellig-notierenden Aktienindizes treiben könnte, leiser wird.

Der Grund für den Rückzug der Groß-Spekulanten wird bei Betrachtung aus diversen anderen Perspektiven klar. So mehren sich die Anzeichen von Stress am Markt, wie eine Grafik der FED aus Cleveland eindrucksvoll zeigt.

Hinzu kommen millionenschwere Wetten auf ein unsicherer werdendes Marktumfeld bei Hedge Funds und Groß-Investoren, welches sich auf diesem Weg gegen Kursschwankungen beginnen abzusichern.
Für mich ist vor diesem Hintergrund klar, dass das fünfstellige Intermezzo im DAX sehr kurz ausfallen und anschließend von einer signifikanten Abwärtsbewegung geprägt sein könnte, welche schnell auch nochmal das Jahrestief bei 8.910 Punkten in den Fokus rückt.
Bis es allerdings soweit ist, ist mit einer Fortführung des bullishen Modus bzw. Squeeze im DAX zu rechnen und die Devise sollte lauten „The Trend is Your Friend“.
Eine Fibonacci-Projektion zeigt auf der Oberseite eine erste Zielregion im Bereich um 10.100 Punkten. Rücksetzer in den Bereich 9.800 / 810 Punkte sollten genauer beobachtet werden, könnten als interessanter Long-Einstiegsbereich fungieren.

Chart erstellt mit FXCMs Trading Station II / Marketscope
Analyse geschrieben von Jens Klatt, Chefanalyst von DailyFX.de
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