Die Aktien des Rohstoff-Giganten Glencore Plc fielen am Montag im US-Handel um 28,9 Prozent. Diese Kursbewegung markierte einen doppelten Meilenstein für das Unternehmen; es handelte sich sowohl um den niedrigsten Tagesschlusskurs als auch den größten Verlust innerhalb einer einzelnen Handelszeit seit dem Börsengang im Jahr 2011.
Glencore zeigte einen Abwärtstrend parallel zu dem breiten Abrutschen der Rohstoffpreise seit Mitte 2014. Umgekehrt folgte diese Bewegung dem scharfen Rückgang der Erwartungen hinsichtlich des chinesischen Wirtschaftswachstums. Der ostasiatische Gigant ist eine wesentliche Quelle für die Nachfrage nach Rohstoffen; eine Verlangsamung an dieser Stelle würde zu starken Verlusten in der gesamten Anlageklasse führen.
Dieses Thema hat auch Parallelen auf den Währungsmärkten gefunden; der Australische Dollar spiegelte den Rückgang der Rohstoffpreise und der Aktienkurse von Glencore gleichermaßen wieder. China ist der größte Handelspartner Australiens; entsprechend schürten Befürchtungen um einen dortigen Abschwung die Sorge um mögliche Domino-Effekte für die Wirtschaft des zweiten Landes, waren daher Treibstoff für Spekulationen hinsichtlich einer Zinssenkung durch die RBA und unterminierten so die Nachfrage nach dieser Währung.

Investoren ließen sich nicht überzeugen von den Aussagen Glencores, dass dessen Handelsgeschäft als stabilisierende Kraft für die Eträge wirken würde, sollten die Rohstoffpreise fallen, was das Unternehmen besser positionieren würde als die Mitbewerber, die sich einzig auf der industriellen Seite engagieren. Das scheint seine Ursache in der hohen Verschuldung des Unternehmens zu haben. Ein Bericht des Wall Street Journal legte nahe, dass die Handels-Aktivitäten des Unternehmens durch beinahe 18 Milliarden US-Dollar in kurzfristigen Krediten finanziert werden.
Dies beschwört die Bilder einer anderen hoch verschuldeten Firma herauf, dessen endgültiger Zusammenbruch die Finanzmärkte im Jahr 2008 ins totale Chaos stürzte: Lehman Brothers. Diese Investment-Bank ging unter, als ein Abschwung auf dem Wohnimmobilien-Markt seinen Schulden-finanzierten Beutezug in die Hypotheken-finanzierten Schuldpapiere ins Verderben stürzte. Ein Absturz der Rohstoffpreise könnte ein ähnliches Szenario für ein Unternehmen wie Glencore auslösen.
In diesem Fall sind die Implikationen für die weltweiten Märkte wahrscheinlich nicht weniger schrecklich. Glencore ist fest verwurzelt im internationalen Finanzsystem und verfügt über Kreditrahmen bei den meisten der weltweit größten Banken. Ein ungeordneter Kollaps (oder zumindest die plausible Befürchtung eines solchen Kollapses) könnte große Verluste bei den Kreditgebern bedeuten, die wiederum Kapital auftreiben müssten und so eine weitere marktweite Krise auslösen würden.
