Britisches Pfund mit schwindendem Zinsausblick gefährdet
Das Britische Pfund konnte bis vor Kurzem den Titel des restriktivsten politischen Ausblicks einer Zentralbank unter den G10 des FX für sich beanspruchen. Dies scheint nun jedoch Vergangenheit zu sein, denn die einkalkulierten Erwartungen einer Zinserhöhung von der Bank of England (BOE) sind seit Juli stark zurückgegangen. Die Verschiebung im Ausblick der Investoren scheint mit einer schlechteren Prognose für die Wirtschaft in der Eurozone zusammen zu fallen. Tatsächlich fand eine Verringerung in der Größe der erwarteten Straffung in der UK (wie OIS aufzeigt) gleichzeitig mit einem Rückgang in der Aktivität des Herstellungs- und Dienstleistungssektors des Währungsblocks statt. Eine Umfrage unter Wirtschaftsexperten von Bloomberg zeigt eine deutliche Korrektur tiefer für das BIP-Wachstum in der Eurozone für 2015, und die Aussichten sinken ebenfalls.


Dies ist nicht allzu überraschend. Die Eurozone ist der größte Handelspartner der UK: Der Anteil der Gesamtexporte zum Kontinent steigt stetig an und schwebt nun um ein Zweijahreshoch von 48 Prozent. Dies bedeutet, dass auch wenn sich die UK-Wirtschaft von der Rezession von 2008-09 erholt hat, ihre Empfindlichkeit gegenüber Gegenwinden aus der Eurozone zugenommen hat.
Die Europäische Zentralbank (EZB) ihrerseits hat in 2014 eine Mischung aus Stimulusmaßnahmen eingeführt, um das Wachstum anzukurbeln und die Deflation zu bekämpfen. Mit negativen Einlagezinsen, einer durchgeführten TLTRO-Zuteilung und bevorstehenden Pfandleihenaufkäufen haben sich die Ergebnisse jedoch als glanzlos erwiesen. Die Bilanz der Zentralbank hat sich nach einem schwachen Abprall ab Dreijahrestiefs Mitte September kaum mehr bewegt.

Vorausschauend scheint kurzfristig wohl kaum mehr EZB-Stimulus zu erwarten sein. Die ABS-Ankäufe haben noch nicht begonnen, und die TLTRO werden noch im Dezember zugeteilt. Die Offiziellen der EZB werden Zeit brauchen, um die Gesamtleistung ihres Plans zu beurteilen, bevor sie den nächsten Schritt einleiten – “Staats-QE” – und zwar gegen den Willen von einigen Mitgliedsstaaten (vor allem Deutschland). Tatsächlich haben EZB-Präsident Mario Draghi und Vize-Präsident Vitor Constancio signalisiert, dass jegliche Entscheidungen über eine Ausweitung des Stimulus erst nach dem ersten Quartal getroffen werden.
Das bedeutet, dass der von der Eurozone vermittelte Schmerz auf das Wirtschaftswachtum der UK vorläufig nicht gelindert wird. Dies ermöglicht den Investoren, ihre BoE-Zinserhöhungsprognosen weiter zu senken, was wiederum das Pfund stark unter Druck setzt.
Technische Analyse: GBP/USD - Bärischer Ausblick von extremen RSI-Daten untergraben

Wochenchart – Erstellt mit FXCM Marketscope, von David Song
Auch wenn die Bank of England (BoE) nächstes Jahr auf ihrem geldpolitischen Normalisierungskurs bleibt, könnte sich der bärische Trend im GBP/USD im ersten Quartal weiterentwickeln, da die Marktteilnehmer von der Fed erwarten, das britische Gegenstück zu führen. Die Erwartungen einer Zinserhöhung durch die Fed Mitte 2015 sollte den Abwärtstrendkanal im Allgemeinen intakt halten, und das GBP/USD könnte weiter sinken, wenn der Relative Strength Index (RSI) weiter in den überverkauften Bereich vordringt.
Gleichzeitig erhöht der extreme RSI das Risiko einer stärkeren Korrektur im GBP/USD, da der Oszillator vor dem tiefsten Stand seit 2008 umkehrt. Ein Mangel an Momentum, um unter die Fibonacci-Überschneidung um 1,5550-80 zu brechen könnte die kurzfristige Bildung eines Bodens im GBP/USD aufzeigen, während der Kurs weiter gegen den Kanalwiderstand drückt. Trotzdem ist der allgemeine Ausblick für das Pfund-Dollar inmitten der anhaltenden Reihe tieferer Hochs eher nach unten geneigt, und das Paar könnte den Anstieg vom Juli 2013 wieder abgeben. Vor allem, da eine steigende Anzahl Fed-Offizielle eine größere Bereitschaft zeigt, sich von der Nullzinspolitik (ZIRP) zu verabschieden.
Von Ilya Spivak und David Song, Währungsstrategen bei DailyFX.com