
Fundamentaler Ausblick für den Euro: Neutral
- Die Schwäche des Euro war diese Woche deutlich sichtbar.
- Der fundamentale Wechsel des Momentums bringt den Euro dazu, gegenüber dem Australischen und US Dollar die Schlüsselunterstützung zu verlieren.
- Halten Sie eine bullische (oder bärische) Tendenz beim Euro, wissen jedoch nicht, welches Paar zu traden? Verwenden Sie einen Euro Währungskorb.
Die geldpolitisch expansive Rhetorik der Europäischen Zentralbank setzte sich diese Woche fort, da die politischen Entscheider weiterhin bemüht waren, den geldpolitisch restriktiven Eindruck zu beseitigen, den das Policy Meeting vom März hinterlassen hatte. Mehrere Entscheidungsträger äußerten sich zum bruchstückhaften Charakter des Euro-Zone Kredits, zu den Auswirkungen des erhöhten Eurowechselkurses auf die Inflation und gaben einen Ausblick auf zusätzliche, nicht standardisierte Lockerungsmaßnahmen in den kommenden Monaten. Das Timing könnte nicht pointierter sein, da die nächste Sitzung der Zentralbank an diesem Donnerstag ansteht.
In den letzten zwei Wochen wurde jedoch klar, dass die politischen Entscheidungsträger der EZB die Maßnahmen, die an der März-Sitzung ergriffen wurden, als viel zu restriktiv erachten. Die EZB Offiziellen haben sich überall stark zurückgezogen, einschließlich der EZB-Präsident Mario Draghi und der Präsident der Bundesbank Jens Weidmann. Die Tatsache, dass zwei der geduldigsten, geldpolitisch konservativsten Mitglieder ihren Tonfall abgeschwächt haben, ist ein starker Hinweis dafür, dass die EZB das Gefühl hat, sie habe vielleicht dem Markt gegenüber ein falsches Signal gegeben.
Wir haben seit Langem darauf hingewiesen, dass die EZB den Forderungen nach weiteren Lockerungsmaßnahmen nicht nachgeben würde, da keine Krisenbedingungen vorhanden waren und die Wirtschaftsdaten stetig besser wurden. Dies ist auch tatsächlich der Fall, und die deshalb hat die EZB auch kaum mehr als die magere Zinssenkung um 25 Basispunkte im November getan. Die Renditen der Staatsanleihen bleiben im ganzen Kontinent bei oder auf jahrelangen Tiefs – Deutschland, Italien, Spanien Portugal – aber nun gibt es Anzeichen dafür, dass sich ein gewisser Finanzierungsdruck aufbaut. Die Überschussliquidität sank in der Eurozone auf €104 Mrd., der tiefste Stand seit bevor der ersten LTRO im Dezember 2011, was nun vermehrt Druck auf die Interbank-Zinssätze ausübt.
Ein Blick auf die EONIA zeigt, dass sich die Bedingungen in der letzten Woche weiterhin verschäft haben. Der Interbank-Zinssatz schloss am Freitag bei 0,174%, knapp über dem durchschnittlichen 20-Tages EONIA-Zins von 0,170%; und ist seit dem Vormonat von 0,157% gestiegen (28. Februar), und ebenfalls von vor drei Monaten (27. Dezember), als er noch bei 0,155% stand. Wir erachten die Asset Quality Review (AQR) der EZB als Quelle dieser Besorgnis – es ist kaum logisch, mehr Risiko inmitten der ersten, von der EZB durchgeführten Stress-Tests auf sich zu nehmen.
Der Unterschied von, sagen wir, vor der März-Sitzung der EZB und heute ist, dass sich das Klima der Wirtschaftsdaten seither stark verschlechtert hat und die einzig wahre Quelle der Stabilität der EZB-Politik untergräbt. Es gab am Wochenende überraschend geringe Inflationszahlen in den zwei größten Volkswirtschaften der Eurozone (Deutschland und Spanien), und es ist sehr gut möglich, dass der Flash-Inflationsbericht der Eurozone am Montag eine Verringerung der Jahresinflation auf +0,5% J/J oder +0,6% J/J aufzeigen wird, wobei beide ein Tief seit der Krise in 2008 darstellen.
Der Citi Economic Surprise Index fiel auf ein neues Jahrestief diese Woche, am Mittwoch war er bei -7,4 angelangt und pendelte sich dann am Freitag bei -3,8 ein, sein tiefster wöchentlicher Schlussstand seit dem 1. November 2013 (-3,8) – die EZB senkte ihren Hauptrefinanzierungssatz nur sechs Tage später bei ihrem Policy Meeting im November. Der plötzliche Abschwung beim Wachstumsmomentum, zusammen mit dem schwachen Inflationsumfeld, erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB diese Woche weitere, geldpolitisch expansive Maßnahmen tätigen wird. Die Zeit für Maßnahmen seitens der EZB mag näher rücken, aber da es immer lauter werdende Spekulationen gibt, dass etwas im Busch ist – langfristige EUR Kontrakte gingen diese Woche laut dem COT Bericht des CTFC um -25,6% zurück – könnte das Fehlen einer konzertierten politischen Antwort den Euro schnell wieder auf seine Jahreshochs zurückbefördern. –CV
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