
Fundamentaler Ausblick für den Euro: Neutral
- Der Euro markiert im Vergleich zum US-Dollar seinen höchsten Kursstand seit Februar.
- EZB enthüllt Absichten – sie ist entschieden "neutral".”
- Kein LTRO, sofern nicht eine erneute Krisensituation entsteht.
Der Euro schloss die Woche allgemein unverändert ab, obwohl er seinen Anstieg gegenüber dem US Dollar fortgesetzt hat, der die Woche mit +0.27% abschloss, nachdem er mit $1.3646 seinen Höchsstand seit Anfang Februar erzielte. Der Euro blieb die ersten paar Tage der Woche meist unverändert, wurde aber von einer entschieden "neutralen" Europäischen Zentralbank erhöht, die handlungsbereit ist, es jedoch nicht eilig hat, zusätzliche Anreize zu geben.
Die Veränderungen bei der EZB signalisieren – im Gegensatz zu der vorherigen Anmerkung, dass angesichts der Probleme der Region mit schwacher Inflation, schlechten Bonitätseinstufungen und allgemeinem Wachstum, ein drittes LTRO anstehen würde – dass für die nahe Zukunft ein geldpolitischer Ansatz mit mehr Abstand unternommen wird. Im Wesentlichen sagte EZB Präsident Mario Draghi, dass ein weiteres LTRO nicht nur fällig wäre, wenn die Krisenbedingungen erneut aufleben würden - und es stünde außer Frage, dass "sämtliche Instrumente" eingesetzt werden würden.
Die Veränderung der Haltung gleicht dem, was die Bank of England unter Führung von Gouverneur Mark Carney unternahm: Gegen die allgemeine Annahme, dass eine zusätzliche Lockerung eingeführt werden würde, entschied die BoE sich im Abseits zu halten und die Entwicklung der laufenden Maßnahmen abzuwarten. Und, nachdem das Funding for Lending seit einem Jahr aktiv ist – angesehen als wesentlicher Faktor kleinen und mittelständischen Unternehmen zu Krediten zu verhelfen – zeigt die UK-Wirtschaft Anzeichen einer außerordentlichen Widerstandskraft. In der Tat erlebte der UK Service-Sektor gerade mit dem 3. Quartal 2013 sein stärkstes Quartal seit 16 Jahren.
Der Euro wird sich dann in einer seltenen Situation befinden, zumindest im Vergleich zu den letzten paar Jahren: Seine Zentralbank hält sich von einem Stimulus fern, da die wirtschaftliche Erholung der Region ausreicht, um organischem Wachstum zu erlauben Fuß zu fassen. Dies bedeutet außerdem, dass die Wirtschaftsdaten eine größere Rolle spielen werden. – Falls die Daten weiter fallen, könnte die EZB Möglichkeiten, ähnlich denen des Funding for Lending Programm der BoE, in Betracht ziehen; das würde sich bei der Lösung des schwachen Kreditwachstums der Region und den Inflationsproblemen als hilfreich erweisen. Eine weitere massive Liquiditätsspritze, wie ein weiteres LTRO, ist daher unwahrscheinlich.
Ohne Vorliegen einer Krise, hat die EZB-Lockerung eventuell ihren Höhepunkt erreicht, und nur die Prämisse der Vorwärtsorientierung wird sich in der Zukunft ändern. Die politische Krise in Italien war hinfällig, als die Mitte-Rechts-Partei des ehemaligen Premierministers Silvio Berlusconi abtrünnig wurde und den Mitte-Links-Führer Enrico Letta als den italienischem Premierminister bestätigte. Da die deutschen Wahlen aus dem Weg sind und Kanzlerin Merkel starke Unterstützung erfährt, scheint die Region frei von größeren politischen Problemen zu sein, es sei denn, dass Griechenland erneut zum Thema werden würde.
Da der Euro bis zum Ende der Woche abrutschte, ist es wahrscheinlich, dass Dips insgesamt auf Kaufinteresse stoßen werden. Doch zunächst könnte erst eine Marktbereinigung von Nöten sein: Der Commodity Futures Trading Commission’s Commitment of Trader’s Bericht zeigt, dass die Nicht-Kommerziellen/Spekulanten sich auf dem bullischten Level im Euro seit dem Top im Mai 2011 befinden – als der EUR/USD über $1,5000 tradete.
Bisher scheint es, als wenn die Lösung von Finanzproblemen der US letztendlich den Weg freimachen wird, sodass der Euro seinen eher natürlichen Fortschritt nach oben fortsetzen kann, als den Weg einzuschlagen, der von Spekulationen um den US Politikzirkus diktiert wird. Im Juli 2011, sogar auf dem Höhepunkt der Krisenentwicklung in der Euro-Zone, fiel der EUR/USD innerhalb von drei angespannten Wochen nur um 500 Pips als die US Politiker sich entzweiten; wir vermuten, dass eine ähnliche Hetze in die Sicherheit auftreten könnte, wenn sich der Termin für die Schuldendecke am 17. Oktober nähert. Solange die Grenze zum Wahnsinn in den US nicht überschritten wird, sollten jegliche kurzfristige Dips im EUR/USD als Kaufgelegenheiten für eine Stärke im 4Q’13 angesehen werden. –CV