(DailyFX.de) – Nachdem wir uns im ersten Teil der Frage gewidmet haben „Risk Off in Q1/2015 als Grundlage für weiter bullishen USD?“ soll der Fokus heute auf dem Ausblick für den DAX im ersten Quartal 2015 liegen.
Würde eine anziehende Volatilität auch die Aktienmärkte und somit den DAX in Bedrängnis bringen?
Gleich zu Beginn des vierten Quartals schien meine bearishe Einschätzung für den DAX, ähnlich zum dritten Quartal aufzugehen. Der DAX verlor mit 15% in gut einem Monat deutlich, markierte neue Jahrestiefs. Einzig die Aussicht auf mehr Notenbank-Liquidität (eben um oben thematisiertes EZB-QE und das BoJ-Upgrade) konnten den DAX stabilisieren bzw. unter dünnen Umsätzen auf neue Jahres- und Allzeithochs hieven und in diesen Gefilden stabilisieren.
Sollte diese Erwartungshaltung enttäuscht werden, die EZB den Spekulationen nicht nachkommen, droht dem DAX im ersten Quartal 2015 erneutes, bearishes Ungemach.
Zwar scheint es derzeit etwas weit hergeholt, dass die Euro-Schuldenkrise die Aktienmärkten erneut mit voller Wucht trifft.
Aber wie zu Beginn des Jahres 2014 brodelt es an allen anderen Ecken und Enden ausreichend, dass es solch eines bearishen Katalysators gar nicht unbedingt bedurfte um es am Aktienmarkt unangenehm werden zu lassen.
Schaut man sich bspw. die Performance der Emerging Markets seit Mitte Oktober an, so offenbart sich eine starke Divergenz zwischen der Performance des SPX500 und den Schwellenländer-Aktienindizes, die kaum vom Fleck kamen:

Quelle: http://www.dailyfx.com/deutsch/charts/tradingview
Der Grund scheint offensichtlich: der Beginn des Zinserhöhungszyklus der FED in 2015, weiter fallende Rohstoffpreise (Gold, Silber, Öl) wird zu nächsten Kapitalabflüssen in Schwellenländern führen und dort auch die Aktienmärkte belasten.
Schlagen diese Unsicherheiten auf die Kreditmärkte durch, steigt auch schnell die Unsicherheit bzw. Volatilität an den Aktienmärkten und im DAX.
Eventuell findet sich auch hier der Grund für die weitere Stabilisierung bzw. weitere, marginale Reduktion des Fremdkapitaleinsatzes an der NYSE im Oktober:

Quelle: http://www.advisorperspectives.com/dshort/updates/NYSE-Margin-Debt-and-the-SPX.php
Auch geopolitisch findet sich einiges an Explosionspotential: die fallenden Ölpreise (Öl der Sorte WTI verlor mehr als 30% im Zeitraum von Juli – Dezember 2014) haben den russsichen Rubel im gleichen Zeitraum zum US-Dollar fast 60% abwerten lassen. Der ausgehend von der kollabierenden, russischen Wirtschaft politische Druck auf Russlands Präsident Wladimir Putin ist hierdurch gewachsen und politische Unruhen im flächenmäßig größten Land der Welt beinhalten ebenfalls Volatilitätspotential für die globalen Aktienmärkte und den DAX.
Solch eine aufkeimende Unsicherheit im DAX würde realistisch Korrekturbewegungen unter die 9.000er Marke begünstigen und den DAX weiter in der Region zwischen 8.000 und 10.000 Punkten pendeln lassen.
Auf der Kehrseite ist die Verabschiedung bzw. Konkretisierung eines EZB-QEs realistsich in der Lage den DAX weiter aufwärts zu schieben und die Gefilde um 10.800 / 11.000 Punkte zu befördern, die Notenbank-Liquidität würde es dann mal wieder richten, der Moral Hazard an den Anleihe- und Aktienmärkten voranschreiten.
Wie unten stehender Chart zeigt ist der seit 2011 intakte Aufwärtstrendkanal durch den bearishen Stint im Oktober zwar verletzt, die Aufwärtsstruktur aber nur unter-, nicht gebrochen worden.

Chart erstellt mit FXCMs Trading Station II / Marketscope
Insgesamt gilt in meinen Augenfür das erste Quartal 2015: besonders die sich abzeichnenden Liquiditätsschwemmen begünstigen unweigerlich Alternativlosigkeit (der Zins des Euro-Bund-Futures notiert aktuell beispielsweise unter einem Prozent), welche den DAX weiter stützen können.
Doch die positiven, realwirtschaftlichen Effekte besonders von QE nicht nur in der Nachbetrachtung seitens der FED sondern auch in der Vorbetrachtung im Bezug auf die EZB, sind klar in Frage zu stellen.
Solange die Unmengen an Liquidtät der EZB nicht in der Realwirtschaft ankommen und beispielsweise die Kreditvergabe an den privaten Sektor ankurbeln, steht die Rallye im DAX auf einem wackligen Fundament.
Und ausgehend hiervon und der sich unweigeerlich gebildeten Blase an den Anleihemärkten, bleiben mittel- bis langfristige Aktien-Engagements aus Chance-Risiko-Verhältnis-technischer Sicht im DAX schwierig bis hin zu unattraktiv.
Analyse geschrieben von Jens Klatt, Chefanalyst von DailyFX.de
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