(DailyFX.de) – Sie begann lammfroh, es fielen Formulierungen wie "man sei geduldig im Bezug auf Zinserhöhungen". Doch auf Nachfrage mutierte die einstige geldpolitische Taube Yellen zum geldpolitischen Falken.
Ein Versehen? Schon bei ihrer Antrittsrede im März hatte Yellen ins rhetorishce Fettnäpfchen getreten, wurde in ihrer ersten Pressekonferenz als FED-Chefin deutlicher als es dem ein oder anderen FED-Kollegen lieb war. Doch ob Yellen so etwas aus Versehen ein zweites Mal, besonders bei solch einem empfindlichen Thema wie Zinserhöhungen passiert?
Ob Versehen oder nicht: zwar hat die FED in ihrer letzten Sitzung in 2014 am Mittwochabend den Zusatz „for a considerable time“ aus ihrem Statement nicht gestrichen. Doch Janet Yellen relativiere das verhältnismäßig dovishe Statement mit einem überraschend klar hawkishen Ton. Zunächst verlas Yellen, dass die FED sehr unwahrscheinlich auf den wenigen, kommenden Meetings über eine Normaliseirung ihrer Geldpolitik (=Zinserhöhungen) nachdenke. Doch auf die Frage was "wenige" bedeute antworte sie deutlich "zwei". Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass es im Januar und März keinen Zinsschritt geben wird, aber ab April sehr wahrscheinlich wird.
Die Reaktion an den Aktienmärkten war überraschend, der DAX konnte sich über der 9.600er Marke stabilisieren und zog in der Nachbörse ausgehend von einer starken Short-Squeeze in den US-Märkten gar in Richtung der 9.700er Region. Doch zu diversen Schwellenländer-Währungen wie der TRY oder dem ZAR zog der US-Dollar deutlich an. Und genau hier gilt es wachsam zu sein.
Zwar ist die Wahrscheinlichkeit eines gemächlichen Jahresausklang im DAX über der 9.600er Marke und somit mit einem moderaten Plus für 2014 recht hoch. Doch die Gefahr signifikanter Rückschläge zu Beginn des Jahres 2015 sind in meinen Augen nun eher noch verstärkter gegeben. Klar ist nämlich, dass die Kapitalabflüsse aus Schwellenländer-Währungen die auf einen Zinserhöhungszyklus folgen werden massiv seien dürften. Besonders, wenn sich die konjunkturelle Situation in den USA weiter verbessert, während sie sich diese in China weiter eintrübt. Die zu erwartenden Kapitalabflüsse dürften den Aktienmärkten dann zum Verhängnis werden.
Zum Wochenschluss ist mit dem Bruch über die 9.600er Marke ein Lauf des DAX in Richtung der 9.700er Region einzukalkulieren gewesen, der kurz nach der Kassa-Eröffnung bereits erreicht werden konnte. Oberhalb der 9.700er Marke wären gar Bewegungen in Richtung der Region 9.870 / 900 Punkten möglich. Das „Make-or-Break-Level“ auf der Unterseite bleibt die 9.400er Marke, im Bereich um 9.550 / 580 Punkte sehe ich einen attraktiven Long-Trigger für eine Weihnachts-Rallye.

Chart erstellt mit FXCMs Trading Station II / Marketscope
Analyse geschrieben von Jens Klatt, Chefanalyst von DailyFX.de
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