(DailyFX.de) – Heute morgen war es soweit: der DAX erreichte die 9.900er Marke. Anders formuliert: nachdem der DAX von Mitte September bis Mitte Oktober rund 1.500 Punkte an Wert eingebüßt hatte, hat er diese zwischen Mitte Oktober und Mitte November nun wieder aufgeholt.
Geändert hat sich am Markt interessanterweise nichts. Die geopolitischen Risiken besonders in der Ukraine bestehen weiter. Zudem wird die FED eher früher oder später an der Zinsschraube drehen. Spekulationen um einen solchen restriktiveren Kurs sind durch die heute veröffentlichten Daten zum US-BIP noch einmal intensiver geworden, die US-Wirtschaft wuchs im dritten Quartal 2014 um 3,9%. Somit bleibt diese Rallye einzig eine Spekulation, dass es schon irgendwie werden wird, im Notfall die Notenbanken auf den Plan treten und sich eintrübende konjunkturelle Entwicklungen mit weiteren Geldgeschenken torpedieren.

Quelle: DailyFX Wirtschaftsdatenkalender
Allerdings: ob die EZB, PBoC und BoJ ein Gegengewicht zum sich abzeichnenden restriktiven FED-Kurs aufbauen können, bleibt abzuwarten. Besonders in der EZB ist der Weg zu einem umfangreichen Anleiheaufkaufprogramm noch lange nicht geebnet.
So hat Bundesbank-Chef Jens Weidmann zum Wochenstart noch einmal sehr deutlich gemacht, dass besonders aus Deutschland kaum mit Zustimmung für einen noch expansiveren Kurs der EZB zu rechnen ist. Weidmann stellte als eine Art weißer Ritter solides Wirtschaftswachstum vor geldpolitische Exzesse die lediglich nur Blasen kreieren, aber keinerlei realwirtschaftliches Wachstum auf den Weg bringen.
Bezüglich einer ausgeprägten Jahresend-Rallye bin ich weiter skeptisch. Man sollte sich stets vor Augen führen, dass der DAX derzeit lediglich 300 Punkte oder rund 3% oberhalb seiner Jahreseröffnung handelt. Das heißt, dass die „Rallye“ der letzten fünf Wochen vor allem zunächst einmal ein Minus von 13% in 2014 ausgemerzt hat. Einkalkuliert werden sollte zudem, dass Zugewinne von mehr als 18% in sechs Wochen einen heißgelaufenen Modus wiederspiegeln dürften, der, bevor es dann gemächlich ins Jahresende geht, für eine Korrekturbewegung von realistisch 5% sorgen könnte. Dass es für den DAX also zum Jahresschluss einen fünfstelligen Indexstand gibt, ist eher unwahrscheinlich.

Chart erstellt mit FXCMs Trading Station II / Marketscope
Analyse geschrieben von Jens Klatt, Chefanalyst von DailyFX.de
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