(DailyFX.de) – Der DAX hat am Dienstag einen herben Rückschlag erhalten, verlor mehr als 1%. Die Suche nach Gründen fällt schwerer als gedacht und vielleicht hat der DAX gerade deswegen Probleme.
Während sich sicherlich die durchwachsenen Einkaufsmanagerdaten aus der Euro-Zone am morgen ins Feld führen lassen um die Abwärtsbewegung zu erklären, tue ich mich hier schwer. Das entsprechende Gegenargument wäre zum Einen die über der Erwartung liegenden Einkaufsmanagerdaten aus China bereits in der Nacht veröffentlicht oder aber zum Anderen die Aussicht auf eine deutlich in 2015 hineinreichende Nullzinspolitik der FED.

Quelle: DailyFX Wirtschaftsdatenkalender
In meinen Augen verdichten sich die Anzeichen, dass dem Markt ein böses Erwachen droht. Was in der letzten Woche nämlich noch vielversprechend mit dem Lauf über die 9.800er Marke aussah und das Erreichen der 10.000er Marke nur eine Frage der Zeit darstellte, entpuppt sich mittlerweile eher als ein Bär im Schafspelz, der eben dieses Kostüm zu Beginn dieser Woche abgestriffen hat.
Solange der DAX oberhalb der 9.600er Marke verweilt ist aus technischer Sicht zunächst alles weiter bestens. Doch der Druck aus der hinteren und mittleren Reihe wird größer. Wovon ich spreche: in den USA zeichnet sich bereits seit Monaten eine stark einsetzende Skepsis bei kleinen und mittleren Unternehmen ab, die Netto-Short-Positionierung der Groß-Spekulanten im Russell2000 (dem US-Pendant zum deutschen S- und MDAX) hat die höchsten Stände seit 2011 erreicht.

Quelle: DailyFX Research
Und wenn das nicht genug wäre, hat der Russell 2000 mit einem bearishen Wochenstart auf Tagesbasis ein sogenanntes „Death Cross“ vollendet, ein Chart-Signal welches beim Kreuzen des 50er SMA von oben nach unten mit dem 200er SMA in der Vergangenheit häufig einen starken Abwärtstrend eingeleitet hat.

Erstellt unter http://www.dailyfx.com/deutsch/charts/tradingview
Dass die Groß-Spekulanten sich besonders aus nicht ganz so solide aufgestellten Klein- und mittleren Unternehmen zuerst verabschieden, bevor dann eine Verkaufswelle in den größeren Unternehmen (sogenannten Blue Chips) auf den Weg gebracht wird, sollte intuitiv klar sein, besonders vor dem Hintergrund des massiven Fremdkapitaleinsatzes am Markt, der sich über die letzten Jahre angesammelt hat: http://bit.ly/1rD27bi
Mit dieser Zurückhaltung könnte es aber bald vorbei sein. Und wenn Groß-Investoren beginnen auch US Blue Chips auf den Verkaufszettel zu nehmen, dann wird es auch für den DAX turbulent. Der Bruch der 9.600er Marke mit Anschlussverkäufen in Richtung 9.370 / 400 Punkten wäre dann nur ein Zwischenstop.
Zu erwarten wäre, dass es dann statt „10.000“ und „Jahres-End-Rallye an den Aktienmärkten“ eher „Neue Jahrestiefs und 8.500 und tiefer“ zum Jahresschluss heißt. Es bleibt auf jeden Fall spannend, eventuell spannender, als es sich die Bullen erhofft haben...

Chart erstellt mit FXCMs Trading Station II / Marketscope
Analyse geschrieben von Jens Klatt, Chefanalyst von DailyFX.de
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