(DailyFX.de) – Die Rede des EZB Vorsitzenden Draghi gestern Abend konnte heute Morgen keine neue Abwärstdynamik im EURUSD Handel entfachen. Die gestern veröffentlichten Daten aus dem Monatsbericht der EZB zeigen, dass sich der Euro auf einem stabileren makroökonomischen Fundament bewegt. Auch wenn realwirtschaftliche Kennzahlen diese Entwicklung nur über marginale Verbesserung wiederspiegeln (zum Beispiel die Arbeitslosigkeit oder die Kreditnachfrage privater Haushalte), sollte die bestehende Euro Stärke nicht als vorübergehendes Phänomen betrachtet werden, sondern vielmehr als eine Reflektion der veränderten Markterwartung an die Entwicklung der Eurozone.
Hier nochmal die Argumente aus dem Monatsbericht bzw. der jüngsten EZB Projektionen zu Wachtum und Inflation:

Der Druck auf die Führung der EZB wächst unterdessen. Wie in der Übersicht dargestellt, ist der Handelsbilanzüberschuss weiterhin das stärkste Argument für einen starken Euro. Zugleich wird sich ein EUR/USD Kurs über 1,4000 auf die Wettbewerbsfähigkeit (zum Beispiel) italienischer, spanischer und französischer Exportgüter negativ auswirken. Draghi weiß, dass trotz der verbesserten Lage und dem Ende der Rezession in der Eurozone, ein zu starker Euro die Malaise einer zu niedrigen Inflation fortsetzen wird.
Das „Down-Talking“ Draghis von gestern wird nicht das letzte dieser Art gewesen sein. Interessant war, dass der EUR/USD Kurs mit klaren Worten Erwähnung fand. Diesen Worten Taten folgen zu lassen ist allerdings auf kurze Sicht höchst unwahrscheinlich. Die Glaubwürdikeit der EZB dürfte mit tatsächlichen quantitativen Maßnahmen nicht untergraben werden. Die geldpolitischen Zügel sind mindestens so stramm wie in den letzten Monaten und daran wird sich nichts ändern. Heute morgen meinte hierzu der Vorsitzende der niederländischen Zentralbank, dass keine unkonventionellen Maßnahmen benötigt werden. Stabilität sei auf anderem Wege erreicht worden.
Wie ich immer wieder zuvor schrieb, sollten in erster Linie eher technische Anpassungen zur Abfederung der LTRO Rückzahlungen erfolgen. Für den EURUSD ergibt das konkret ein mittel- bis langfristiges höheres Kursniveau. Der verteidigte Aufwärtstrend sollte in diesem Zusammenhang gesehen werden. Attraktive Kaufeinstiegsniveaus ergeben sich aus der Verteidigung der Unterstützung bei 1,3845.
EUR/USD H2

Laut Bloomberg Umfrage erwarten 51% der Analysten eine Intervention der EZB um eine weitere Stärkung des EUR/USD über den Bereich 1,40-1,45 hinaus zu verhindern. Die Marktbeobachter sind demnach also zweigeteilt, was die Reaktion der EZB in diesem Bereich sein wird. Dehalb wäre ich zunächst vorsichtig mit signifikant hohen Kurszielen und sehe bei Bruch der 1,3966 ein Anlaufen der 1,4097 als wahrscheinlich.
Analyse geschrieben von Erik Welne, Junior Marktanalyst von DailyFX.de
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