(DailyFX.de) – Die Euro Stärke stellt sich weiterhin als übergeordneter Faktor dar. Selbst die überraschend positive Anzahl an neugeschaffenen Stellen in den USA konnten diesem Trend kein Ende bereiten. Meine Einschätzung bevorzugt damit eine Long EURUSD mit dem Vorbehalt, dass für eine dynamischere Fortsetzung ein Tagesschluss über der 1,3900 Marke erfolgen müsste.
Mit der EZB Entscheidung am Donnerstag, weder eine Zinssenkung noch anderweitige Maßnahmen zur Liquiditätsausweitung durchzuführen, ist das Fundament für einen langfristig hohen EUR/USD geschaffen worden. Der Abwärtstrend, welcher sich im Wochenchart über die Hochs in 2008 und 2011 definiert und noch aus einer Pre-Lehman Krisenzeit etablierte und in der Eurokrise seine zweite Welle fand, wurde gebrochen und bei einem signifikanten Kursniveau über 1,3900 eröffnet sich die Möglichkeit, dass sogar 2011er Hochs wieder ins Visier rücken:
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Der Gedanke dahinter ist nicht nur ein technischer, vielmehr zeigt sich an den Rentenmärkten schon seit längerem eine deutliche Entspannung, bzw. Auflösung, der Eurokrise. Tatsache ist, dass die Risikenprämien auf Staatspapiere der Euro-Peripherie Staaten zu deutschen Bunds so niedrig sind wie seit Jahren nicht mehr. Die graduelle Stabilisierung des Wachstums und zeitlich versetzt auch der Inflation wie von Draghi thematisiert, wirken ebenso unterstützend. Ein Eurokurs in den Gefilden des 2011 Hochs ließe sich damit rechtfertigen.
Andererseits gebe ich zu bedenken, dass die wirtschaftliche Zusammensetzung in der Eurozone sehr unterschiedlich ist zu der in den USA. In den USA wird ein starker US Dollar politisch verfolgt und ist allenseits erwünscht. Die höhere Kaufkraftparität zu anderen Wirtschaftsräumen leitet sich direkt daraus ab und steigert den Lebensstandard der amerikanischen Bevölkerung. In der Eurozone ist das Bild ein anderes. Ein starker EUR/USD bedeutet eine massive Belstung für die Exportindustrie, eine der wenigen wirklich erfolgreichen Sektoren, selbst in ansonsten von der Krise heimgesuchte Staaten wie Italien. Ein EURUSD Kurs über 1,40 dürfte deshalb politischen Gegenwind ernten. Einen ersten Vorgeschmack bekam man vom französischen Wirtschaftsminister, welcher die restriktive EZB Politik auch mit Hinblick des hohen EURUSD Kurses kritisierte.
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor für den hohen EURUSD Kurs ist zudem die gestiegene Antizipation bezüglich Zinserhöhungen der FED. Mit dem in Stein gemeißelten „Taper“ Kurs (die NFPs vom Freitag dürften Kritiker ruhig gestimmt haben) stellt sich verständlicherweise die Frage, was die natürliche Fortsetzung eines solchen Kurses ist. Und hieraus ergibt sich mehr und mehr die Erkenntnis, dass Zinserhöhungen schon im ersten Quartal 2015 möglich sind. Im Vergleich dazu zeigte sich die EZB mit ihrer Forward Guidance, die Zinsen bis 2016 auf dem Rekordtief zu belassen, expansiver.
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Kurz- bis mittelfristig ergibt sich damit ein weiterhin starker EUR/USD Kurs. Politischer Gegenwind und Zinsspekulationen in den USA haben das Potenzial im Jahresverlauf diesen Aufwärtstrend zu beenden.
Analyse geschrieben von Erik Welne, Junior Marktanalyst von DailyFX.de
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