Aktuelle Wirtschaftsdaten aus Japan zeigen ein erfreuliches Bild. Der Einzelhandelsumsatz konnte mit einer kräftigen Steigerung im September (3,1% zum Vorjahr) die Erwartungen übertreffen und die Stimmung der Kleinunternehmer hellte sich auf. Doch ist Japan wirklich fundamental besser gestellt als noch vor einem Jahr vor Beginn von Abenomics?

Das sich die quantitativen Maßnahmen massiv auf die Devisen-, Fremdkapital- und Aktienmärkte ausgewirkt haben ist unbestritten. Der Nikkei 225 gewann seit der Verkündigung 70% (YoY). Der JPY verlor im gleichen Zeitraum 25,5% gegenüber den USD:
USDJPY H8

Zugleich ist der Preis für 10 jährige japanische Staatsanleihen, trotz der eklatanen Neuverschuldung, nahezu unverändert bei knapp über 60 Basispunkten:

Damit erfüllte sich im Wesentlichen die Neuorientierung der BoJ und der radikale Schnitt von Shinzo Abes Fiskalpolitik auf Seite der Kapitalmärkte. Fraglich bleibt, ob sich die erhoffte Wirkung in der Realwirtschaft so deutlich entfalten konnte.
Oft wird das Argument angeführt, dass der Anstieg des Nikkei einen „Wealth Effect“ hätte. Das würde bedeuten, dass die Privathaushalte zu mehr Konsum bereit wären. Die Zahlen von heute morgen würden das zum Teil bestätigen. Obwohl der Reallohnzuwachs auf Jahressicht -0,9 Prozent betrug, stieg der Einzelhandelsumsatz um stattliche 3,1%.
Das Ziel eine Inflation von 2 Prozent bis 2015 zu erreichen kann hingegen nur gegen größte Widerstände erreicht werden. Der momentane Uptick sollte nicht überbewertet werden. Der Großteil geht auf importierte Inflation, ein Effekt der sich mit dem Verfall des Yen logischerweise ergibt. Der Preiszuwachs war zum größten Teil im Bereich Energie und Lebensmittel auszumachen, also in typischen Importgütern. Die Kerninflation verharrt bei 0,0 Prozent.
Die größte Hürde für tatsächliches, in der Realwirtschaft verhaftetes Wachstum, liegt in den anstehenden und leider noch in unzureichendem Maße addresierten Strukturreformen. Jedem Makroökonom muss klar sein, dass ein monetärer Stimulus keine Auswirkung auf das langfristige Potenzialwachstum hat und sich lediglich in der Preisentwicklung niederschlägt.
Darüber hinaus müssen sich die Geld- und Fiskalpolitiker mit der Frage beschäftigen, wie die Schuldenlast angegriffen und schließlich ab welchem Punkt der Ausstieg aus dem aktuellen Programm eingeläutet werden kann. Die Märkte werden diese Strukturreformen früher oder später einfordern. Angesichts der alternden Bevölkerung ist das fiskalische Ungleichgewicht eine tickende Zeitbombe.
Fazit: Der JPY wird sich auf lange Zeit keiner eklatanten Aufwertung gegenüberstehen. Die Verzögerung des Tapers bis mindestens März nächsten Jahres (manche gehen gar erst von Juni aus) lässt im Moment nicht viel Spielraum für einen weiteren markanten Kursanstieg des USDJPY zu. Allerdings dürfte diese Erwartung mittlerweile eingepreist sein und positive Überraschungen aus den USA könnten hier wie ein Katalysator für einen Ausbruch nach oben wirken.

Erik Welne ist Marktanalyst und neues Mitglied im Team DailyFX Deutschland.
Nähere Informationen zu Erik Welne finden sich im deutschen DailyFX-Forum unterhttp://www.dailyfx.com/forex_forum/wir-stellen-uns-vor/251702-wir-stellen-uns-vor.html#post1742491