Die Vorzeichen für die Erholung der Weltwirtschaft haben sich eingetrübt. Die erhoffte Erholung der Wirtschaft der Eurozone ist auch mit den neuesten Zahlen zum Einkaufsmanagerindex nicht zu erkennen. Mit der Ausnahme des Einkaufmanagerindexes für das deutsche verarbeitende Gewerbe fielen alle Zahlen schlechter aus als erwartet und zum Teil sogar deutlich unter dem Vormonatswert. Zugleich bieten weder die USA noch China Impulse für eine Aufhellung des Wirtschaftswachstums.
Auch nach dem Ende des Shutdowns in den USA wird eines deutlich, die globale Weltwirtschaft durchläuft derzeit eine schwierige Phase. Die Frage lautet: Wann werden Aktienmärkte diese Entwicklung wiederspiegeln?
Folgende Punkte deuten auf ein mögliches zeitweises Reversal an den Aktienmärkten und eine pessimistischere Grundhaltung von Investoren seit letzter Woche hin:
- Staatsanleihen haben weltweit an Mittelzuflüssen gewonnen. Wir liegen im Bund wieder weit unter der im September gehandelten Rendite von 2 Prozent. Die Bullen haben klar die Oberhand. Noch eklatanter fiel die Reaktion in den 10 jährigen US Treasuries aus:

Sind das nur die Nachwehen des vertagten Taper, oder offenbart diese Tendenz ein tiefer liegendes Problem?
- Zum Punkt davor: Diese Risikoaversität hat mittlerweile viele „Randbereiche“ der Finanzmärkte erreicht, zum Beispiel die typischen Carry Trade Währungen: Hier verloren sowohl AUD und NZD in den letzten Tagen ohne offensichtliche Nachrichten. Im Gegenteil, der Einkaufsmanagerindex in China war leicht über den Erwartungen und die Inflation in Australien ließ eine Zinssenkung der RBA, wie sie noch vor kurzem erwartet wurde, sehr unwahrscheinlich werden. Trotzdem sind beide Währungen massiv unter Druck. Der AUD markiert mittlerweile im Bereich vor der Lösung des Shutdown und der NZD hat diese Level bereits unterschritten.
- Die Aktienmärkte haben mit der Aussicht keinerlei Taper Maßnahmen in diesem Jahr verkraften zu müssen ihre hohen Niveaus bislang halten können. Dies ist wie allgemein bekannt nicht ein Zeichen von Stärke, sondern vielmehr ein Signal dafür, dass der „Patient“ namens US-Wirtschaft noch immer nicht unabhängig ist von Liquiditätsspritzen. Die Earning Season war quantitativ betrachtet im Rahmen der Erwartungen, allerdings in vielen Firmen nicht basierend auf Umsatzsteigerungen sondern vielmehr auf Kostencontrolling.
Es lohnt sich in dieser Hinsicht ein Blick auf den Dow Jones der letzten 2 Monate:

Der zunächst positive Impuls, ausgehend von der Entscheidung der FED keinen Taper durchzuführen, drehte schnell in die entgegengesetzte Richtung. Der Dow Jones fiel bis in den Bereich um die 14.750. Die meisten Marktteilnehmer würden diese Reaktion dem Shutdown zuordnen. Ich glaube ein anderer Faktor war hier noch entscheidender: Die erhoffte Aufhellung der Weltwirtschaft im 3. Quartal 2013 blieb weitgehend aus. Allenfalls kann von einer Stabilisierung in China und Japan gesprochen werden. Die Anzeichen für eine Ausweitung der Wachstumsschwäche setzten sich hingegen in den USA und Europa fort.
Der weiterhin schwache Arbeitsmarkt ist symptomatisch für diese Einschätzung:


In den USA fehlen noch immer gut 2 Millionen Jobs um den Beschäftigungsstand von Anfang 2008 zu erreichen. Nimmt man den durchnittliche Beschäftigungszuwachs der letzten Monate bedeutet das, dass es weitere 14 Monate dauern wird bis wir auf diesem Stand ankommen, also bis Anfang 2015. Dass die Arbeitslosigkeit stärker fiel als es der Beschäftigungszuwachs (bei gleichzeitigem Bevölkerungswachstum) suggeriert, liegt am Rückgang der Erwerbsquote, mittlerweile auf dem niedrigstem Stand seit mehr als 30 Jahren. Die Folge hiervon ist ein niedriges Wachstum in den Einkünften der Privathaushalte und damit unterdrückte Konsumbereitschaft, noch immer ein Eckpfeiler der US Wirtschaft.
Alles in allem sprechen diese Zahlen eine deutliche Sprache:Die Weltwirtschaft erlebt eine Abkühlung. Wann und ob die Aktienmärkte dieses Thema aufgreifen ist nicht sicher. Die Anzeichen für eine Korrektur stehen aber nicht schlecht.
Erik Welne ist Marktanalyst und neues Mitglied im Team DailyFX Deutschland.
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